Mit der Installation "Horizonte" sollte das Jubiläum des Mauerfalls vor 30 Jahren thematisiert werden.
Zu diesem Zweck wurde eine Mauer bestehend aus 17 einzelnen Betonelementen (3,20 Meter hoch und knapp 20 Meter breit) auf dem Theaterplatz, direkt vor das Wahrzeichen Weimars aufgestellt. Der Intendant des Weimarer DNT, Hasko Weber erklärte in Interviews, er ist schon gespannt auf die Reaktionen der Weimarer: " Es wird sicher welche geben, die das ganz furchtbar finden und andere, die begeistert sind, dass man auf diese Art und Weise an die Geschichte erinnert und zu diesem Thema ins Gespräch kommt."
Auch in meinem engeren Bekanntenkreis wurde das Projekt sehr kontrovers diskutiert. Von „Das ist Kunst“, über „das ist ne tolle Idee“, bis "das kann Weg" war alles dabei. Ich war während der 2-wöchigen Installationen sehr oft vor Ort, um das Ganze zu Dokumentieren. Die Gespräche, die dabei entstanden sind, und die Reaktionen der Menschen waren für mich überraschend, eindrücklich und sehr spannend. So leicht, wie bei diesem wirklich außergewöhnlichen Projekt, kommt man nur sehr selten mit Fremden ins Gespräch.
Jeden Tag ca. 15 Uhr wurde der Theaterplatz vom DNT "bespielt". Am 4. November waren z B. Auszüge aus Reden zu hören, die am 4.11.1989 auf dem Alexanderplatz in Berlin gehalten wurden. Es gab kleine Konzerte, ein Federballtournier über die Mauer, es kamen als Grenzpolizisten verkleidete Schauspieler, die man gezielt ansprechen konnte. Die Leipziger Künstlerin Christina Wildgrube wurde damit beauftragt, die Mauer künstlerisch zu gestalten. Sie wurde zum Tag des Mauerfalls gerade eingeschult. Für sie war es ein spannender Prozess, sich mit dem Inhalt des Projekts "Horizonte" auseinander zu setzen: "Ich habe mich entschieden, die Mauer zu bemalen. Mit einem Pinsel. Jeden Tag wird das Bild ein wenig wachsen und am Ende wird das gesamte Kunstwerk nur einen Tag zu sehen sein. Das ist schon aufregend."
Die Stimmung war irgendwie elektrisierend. so viele wollten etwas erzählen. Die Speaker Corner wurde zwar eher selten benutzt, Am Gästebuchbereich war sehr oft reger Andrang, da sich viele Menschen mitteilen wollten.
Dass die Installation von den Menschen vor Ort so überwältigend positiv angenommen wurde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich traf u.A. auf eine kleine Gruppe aus Berlin, die Eigentlich auf dem Weg zum neu eröffneten Bauhaus Museum waren. Sie mir erzählten mir wie es für sie war, Jahrzehntelang mit der trennenden Mauer im Ostteil Berlins zu leben. Wie toll es doch ist, dass wir dieses Kapitel der Trennung in der deutschen Geschichte hinter uns haben. Das kann man in diesen Tagen der weltweiten politischen und Gesellschaftlichen Umwälzungen gar nicht genug wertschätzen. Die Menschen kamen, um zu reden und zuzuhören. Genau das ist es, was wir in der heutigen Gesellschaft mehr denn je brauchen.