Normalerweise zeige ich hier auf meinem Blog keine klassischen Fotoreportagen von Familien oder Pärchen. Aber dieses mal sollte der Look&Feel etwas anders werden als sonst. Klassische Reportagen sind mit 35mm am Vollformat auch schon nah dran, 24mm ist aber nochmal was ganz anderes, und erfordert auch Sorgfalt bei der Bildgestaltung.
Read MoreStreetwalk 13
Endlich schaffe ich es heute mal wieder, Bilder der vergangenen Streetwalks in einem Blogpost zusammenzufassen. Diesmal ist wieder alles Dabei: Linien, Bewegungsunschärfe, Details und ein paar Candit-Portraits. Doch seht selbst.
Der nächste Blogpost zu einem neuen Streetwalk ist bereits in Arbeit. Schon bald gibts hier also wieder neue Bilder zum für mich interessantesten Genre in der Fotografie.
Minimalismus in der Straßenfotografie
Lesezeit: ca. 1 Minute
ℹ Bei der Bildgestaltung ist es wichtig, eine klare Bildsprache zu verwenden und dabei möglichst wenig Elemente zeigen. Je weniger, desto besser. Genau deshalb funktionieren auch Silouhettenmotive oder generell sehr Kontraststarke Bilder mit wenig Ablenkungspotenzial so gut. Der Betrachter erkennt sofort was sich der Fotograf bei dem Foto gedacht hat, das Auge wird ohne Umwege zum Hauptmotiv geführt.
Vor ein paar Tagen machte ich mich zu einem meiner Lieblingsspots in der Nähe. Obwohl ich hier schon oft fotografiert hatte, sah ich diesmal etwas Neues. Von weit Oben machte ich ein interessantes Detail aus, welches meine Geduld fordern sollte. Das Kopfsteinpflaster wurde an einigen Stellen ausgetauscht, wahrscheinlich wurden hier unterirdische Leitungen erneuert. Plötzlich erkannte ich in den tausenden von Steinen ein Pfeilmuster. Genial! ich musste nur noch warten, bis eine Person in der Höhe an dem Pfeil vorbeilief. nach ungefähr 30 Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, kam dann endlich die passende Person an der richtigen Stelle vorbei.
In Lightroom wandelte ich das Bild in SW um, legte mein Preset drauf, richtete es aus und fertig. Der Schatten des Hochhauses gegenüber zog eine Rasiermesserscharfe Trennlinie und sorgte für den in der Bildsprache wichtigen “leeren Raum”. aber… irgendwas stimmte nicht. ich fand, es waren immernoch unnötig viele Informationen im Bild. Dazu muss man sagen, das ich mit der RX1rII unterwegs war. das 35mm Objektiv erlaubte es mir vor Ort nicht den Ausschnitt zu vergrößern. Dank der 42MP konnte ich das aber in der Nachbearbeitung anpassen und den richtigen Ausschnitt für die beste Bildwirkung finden.
Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob der 1:1 oder der klassische 3:2 Schnitt hier nicht sogar besser passt. Was meint ihr?
#Streetwalk 12 Architektur & Candid Portraits
Bei den letzten Streetwalks lag mein Fokus bei in der Verbindung von Mensch(en) und Architektur. Symmetrisch perfekte, geradlinige Strukturen und einfach coole Locations galt es zu finden. Dabei spielen wie (fast) immer bei mir, Spieglungen auf allen möglichen Oberflächen eine große Rolle.
Aber auch witzige Szenen und ein paar Candit-Portraits konnte ich festhalten.
-25°und früh am Morgen: Einmaliger Blick durch den Nebel
🕐Lesedauer: ca. 2 Minuten
Vor ein paar Tagen machte ich mich früh auf, um vom nahen gelegenen Hausberg einige sehr seltene, teils bizarre, unwirkliche Momente einzufangen. Der Winter zeigte sich an diesem Morgen von seiner besten Seite: Tief verschneit und eisig kalt. Nur wenige Spuren waren im Tiefschnee zu sehen und so erkannte man einige sehr interessante Motive im Gegenlicht. Durch die raue Kälte bildeten sich überall Eiskristalle auf der Schneedecke, fantastisch!
Der Ausblick und die wärmenden Strahlen der gerade aufgehenden Sonne boten ein einmaliges Bild. Der Nebel lag wie ein Schleier im gesamten Tal und verdeckte weite Teile von Weimar und der Umgebung. Ich lief entlang der Nebelkante und suchte durch den Sucher der Kamera schauend nach weit entfernten Motiven am Horizont.
Als ich einige Minuten später wieder am Ausgangspunkt ankam, sah ich eine in der Ferne eine dunkle Rauchfahne aufsteigen, die sich ihren Weg durch die Nebelschicht gebohrt hatte. Von weitem sah es fast so aus, als wäre sie in einer Art Spirale oder Trichter der den Nebel wie in dem Abfluss eines Waschbeckens einsaugt. Ich machte ein paar Bilder und zoomte immer weiter ran. Plötzlich öffnete sich ein Spalt, durch den hindurch ich die Szenerie unter dem Nebel erkennen konnte. Es sah so aus, als würde ich parallel in die Nebelbank hineinblicken. Man sah wie die vielen kleinen Essen der Häuser kleine Rauchfahnen aufsteigen ließen. Eine bahnte sich den Weg durch die dünne Nebelschicht.
Um die Lichter im Nebel nicht ausbrennen zu lassen musste ich 1-1,5 Blendenstufen unterbelichten, da die A9 im Dynamikumfang leider nicht so unproblematisch ist wie z.B.die A7III oder die R Modelle. Teilweise lag dadurch die Verschlusszeit bei 1/10000! Das wiederum ist für die Kamera kein Problem. Ich machte eine ganze Serie von Fotos, Panoramas, wechselte die Standorte und die Perspektiven. Doch langsam verschwand der Nebel und nach knapp 15 Minuten war das Schauspiel vorbei.
Die Sonnenstrahlen sorgten schnell dafür, dass die Eiskristalle verdampften.
Habt ihr schonmal solche oder ähnliche Nebelsituationen erlebt? Über einen Kommentar würde ich mich freuen.
Streetwalk 11: mehr Licht und Schatten
🕐 Lesedauer: ca. 2 Minuten
So oft wie in den letzten Tagen war ich mit Sicherheit noch nie in einem Januar/Februar fotografieren. Das ist eine der wenigen guten Seiten des Lockdowns: ich habe einfach sehr viel mehr Zeit zum Fotografieren. Manchmal kommt es vor, dass man in einer Location, obwohl man sie schon oft besucht hat, plötzlich neue Dinge sieht. So viele, dass man an nur einem Tag mit einer Menge guten Ergebnissen nach Hause kommt und diese für nen eigenen Blogpost herhalten können. #Streetwalk 54 .
Ich war auch danach noch einige male hier, mich fasziniert die besondere Lichtsituation und die tolle Architektur, die vielen spiegelnden Oberflächen. Alles ist sehr hektisch, die Menschen verweilen nicht lange am gleichen Ort und die Bahnen treffen im Minutentakt ein. Perfekt.
Bei den letzten Streetwalks habe ich mich verstärkt auf das “Sehen” von harten Kontrasten und Silhouetten konzentriert.
Die Kameraeinstellungen habe ich dabei im Vergleich zu den vorherigen Streetwalks angepasst: meist habe ich mit minus 1,5-2 EV unterbelichtet.
Ich hielt das immer für unnötig, und dachte das man in der Nachbearbeitung nach “unten” noch ausreichend Spielraum hat. Wenn man das fertige Bild jedoch schon im Display, vor dem Abdrücken erkennt ist das dann eben doch sehr viel besser.
#Streetwalk 10
Trotz des schlechten Wetters zieht mich die Lust am verbessern meiner Skills in der Straßenfotografie immer wieder in die Städte. Die Bilder die ich heute zeige, sind alle am gestrigen Streetwalk entstanden.
Mein erster CSD vor 14 Jahren.... und warum er mein Leben verändert hat
Während ich diese Zeilen schreibe wird mir klar, wie außergewöhnlich dieses Ereignis für mich war: Ich kann es kaum glauben, 2007 ist schon wieder so verdammt lange her! Der Christopher Street Day wird seit 1970 jedes Jahr aufs Neue, in so ziemlich jeder Großstadt der (freien) Welt gefeiert. Vor 15 Jahren war ich das erste Mal ein Teil davon. In einer Zeit, in der es noch sehr viel leichter war sich zu outen, als ein paar Jahre zuvor, machte ich mich allein auf den Weg in die Hauptstadt, ohne zu ahnen was mich hier erwarten würde.
Ich traf am Vorabend des Pride im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen ein, um bei einem bekannten zu übernachten den ich erst einige Wochen Vorher über ein Forum kennengelernt hatte. Dieses Wochenende war der Startschuss für eine Freundschaft die noch lange Zeit anhalten sollte. Als wir am nächsten Morgen am völlig überfüllten Startpunkt des Pride, dem Kurfürstendamm ankamen, lag eine überwältigende Partystimmung in der Luft. Die fetten Bässe dröhnten aus den bunt geschmückten Trucks, es roch nach einer Mischung aus Großstadtqualm und süßem Holunder und Zuckerwatte. Keine Ahnung, woher der Geruch kam, aber er änderte sich auch gefühlt alle fünf Meter.
Wir warteten noch auf einige Communitymitglieder aus der “Queer as Folk” Forum, bevor sich unsere Gruppe aus ungefähr 10 Personen in den beginnenden Umzug eingliederte. Wir folgten einem der rund 60 Trucks, bei dem uns die Musik gefiel und tauchten ein in einen Rausch aus Musik, fantastischer Partystimmung und saugten die positive Energie, die uns von Passanten und aus den Häusern zuwinkenden Menschen geradezu entgegengeschleudert wurde auf. Ich kann es schlecht in Worte fassen und es klingt ziemlich kitschig, ich wünschte mir, dass dieses Gefühl der liebe ewig währen sollte.
Nach einiger Zeit kamen wir im Schwul/Lesbischen Stadtteil Schöneberg an. Die Sonne brannte heiß und wir suchten den Schatten der Häuser, die unseren Weg flankierten. In einem Hochhaus um die Ecke entdeckte ich weit oben, dass ein päärchen unsere Richtung winkte und sich dann umarmte und küsste. Sie machten Fotos von unserer Gruppe, und wir posierten natürlich. Überall am Straßenrand standen winkende Menschen aus allen Altersgruppen, es schien hier für alle so normal zu sein. Alle waren hier so ausgelassen, nett, offen und ohne Vorurteile. Dieses Gefühl war einfach überwältigend. Ein paar Wochen Später las ich, dass der Rapper Bushido und Leute aus seinem Dunstkreis an einem der Cafés auf der Route wartend Pöbeleien in Richtung der Demoteilnehmer richteten. Es kam zu Rangeleien. Die Polizei musste eingreifen und es kam zu Platzverweisen und Verhaftungen. Davon merkten wir aber wirklich nichts. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich nicht willkommen oder unsicher. Es war, wie ein Teil einer riesigen Familie zu sein, und dieses Gefühl konnte uns keiner nehmen.
Päärchen küssten und umarmten sich, als wäre es das normalste der Welt. Da wo ich herkam, war das ganz und garnicht selbstverständlich. Hier in der Provinz hatte ich diese Art der Offenheit nicht erlebt. Ich wollte hier nicht mehr weg, der Tag sollte kein Ende nehmen! Im Juni 2007 war ich noch ungeoutet, ich hatte auch noch keinen Freund, aber ich fühlte mich definitiv als Teil dieser Community und ich war glücklich das ich die Möglichkeit hatte diesen Tag mit den Freunden aus der Gruppe Teilen zu können. Es waren viele bewegende Momente, an die ich mich erinnere, vor allem aber die Blicke der Fremden, die einem zuzwinkerten und damit sagten: geh deinen Weg, steh zu dir, sei mutig. Ich stellte mir vor, wie es wäre hierher zu ziehen. Würde dieses Gefühl dann immer präsent sein? Ist der Alltag hier auch so wie an diesem Sommertag? Ganz sicher nicht, so naiv war ich dann doch nicht. Aber der Gedanke hierher zu ziehen kam mir lange Zeit immer wieder in den Sinn.
Um den Bogen zu schließen: warum hat der CSD mein Leben verändert. Nun durch die Erlebnisse und die vielen positiven Momente, an die ich noch heute gerne zurückdenke, fiel es mir letztendlich leichter mich vor meinen Freunden und meiner Familie zu Outen. Hier auf dem Land war das damals noch nicht so selbstverständlich einfach wie heutzutage. Sicher hätte ich das auch irgendwann ohne die Erlebnisse in Berlin getan, aber wahrscheinlich hätte der Prozess länger gedauert.
Warum ich gerade heute davon Schreibe? Der erwähnte Freund, der mich für ein Wochenende in seiner Wohnung und seinen Freundeskreis aufnahm, ist vor einigen Monaten verstorben. Es kam ohne Vorwarnung und hat mich sehr mitgenommen. Das hat mir wieder gezeigt, wie schnell es uns alle treffen, und vorbei sein kann. Lasst euch nicht vom Alltagstrott kaputt machen erinnert euch an das schöne und schafft euch neue Erinnerungen. Lebt im hier und jetzt und nicht in der Vergangenheit. Ich muss oft an Ronny denken, und die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Wir haben uns in den darauffolgenden Jahren immer wieder zum CSD nicht nur in Berlin getroffen. Aber dieses Wochenende im Juni 2007, war die intensivste Erfahrung, meines Lebens, und nicht nur dafür werde ich ihm für immer dankbar sein.